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The Nighttrain is coming…

Timelapse kann mehr als man denkt. Was Timelapse ist? Es ist die Technik, Videos beschleunigt darzustellen, auch bekannt unter dem Begriff Zeitraffer. Doch so simpel ist es nicht. Natürlich könnte man einfach ein Video schneller abspielen, das geht mit Software ganz einfach. Doch um sehr lange Zeiträume zu erschliessen oder wenn man sehr lichtstark arbeiten möchte, also bei Dunkelheit, dann kommt nur die DSLR-Technik in Frage. Dabei werden Spiegelreflexkameras eingesetzt, die mit einem Impulsgeber-Gerät in exakt definierten Zeitabständen den Auslöser der Kamera automatisch betätigen. Für eine Sekunde Videobild benötigt man rund fünfundzwanzig einzelne Aufnahmen. Darum muss vorher genau ausgerechnet werden, wie lange der gewünschte Aufnahmeausschnitt sein soll. Weiter spielt die Abspielgeschwindigkeit eine grosse Rolle, denn das Verhältnis des Aufnahmezeitraums zur Videogeschwindigkeit bestimmt am Schluss die Menge an einzelnen Fotografien, die benötigt werden.

Ein besonders schönes Beispiel ist ein Video, welches für die alpine Bahngesellschaft Rhätische Bahn das hundertjährige Jubiläum der Eisenbahnstrecke von Chur nach Arosa bewirbt. Erst geht es recht unspektakulär los, doch recht bald fällt einem schon Mal das exakt komponierte Sounddesign auf. Man hört Bremsen, fühlt Kurven, spürt Tunnels – alles nur über den Ton. Zur Mitte hin wird dann die DSLR-Technik sichtbar. Wie der Fotograf und Videokünstler Alessandro della Bella erklärt, der hinter dem Video steht, musste er dafür nächtelang über viele Stunden einen Rollwagen von Hand über die Schienen immer in gleichbleibenden Abständen verschieben um diese gewaltigen Bilder mit dem sich bewegenden Sternenhimmel einfangen zu können. Rein die Ausrüstung dafür wiegt 50kg. Die Belichtungszeit für jedes einzelne Bild beträgt 30 Sekunden. Ohne die Verschiebungszeit des Standortes sind das alleine für eine Sekunde Film bereits zwölf Minuten Aufnahmezeit. Später am Computer werden die Bilder dann zu einem animierten Film fertig zusammengesetzt.

Aus Sicht der Bahngesellschaft ist ein sehr wirkungsvolles und eindrückliches Kommunikationsmittel entstanden, dass ganz alleine für sich spricht. Es kommt eigentlich niemand auf die Idee, den Zug in der Nacht zu benutzen um die Landschaft zu erleben. Doch die Bilder machen trotzdem wirklich Lust, mit dem Zug in dieses Schneewunderland in den Bergen fahren zu wollen.

Auch ich habe mit dieser Technik experimentiert und im Rahmen eines Studienprojektes ein Timelapse-Video produziert. Ort des Geschehens ist der berühmte Tourismusort Zermatt, da wo das Matterhorn steht. Was übrigens praktisch ausgeschlossen ist mit dieser Technik, ist Sonnenuntergänge festzuhalten, denn die Verschlusszeiten können nur unzureichend in den Zeitfenstern zwischen den Aufnahmen verstellt werden.

Timelapse-Videos eignen sich besonders gut dazu, langsame Prozesse darzustellen. Auch urbane Aufnahmen, in welchen sich viele Menschen bewegen, sind ein gern eingesetztes Sujet. Relativ schnelle Ereignisse wie Verkehr können gut visualisiert werden. Jedoch werden immer gewisse Teile der Realität ausgeblendet und nur ein Teil der Handlungen wird zu sehen sein. Speziell Langzeitbelichtungen haben ein grosse Wirkung, sind sie doch mit herkömmlicher Videotechnik nicht möglich. Ein ganz eigenes Kapitel sind Bewegungen. Einfach Konstruktionen mit Eieruhren können bereits die Kamera automatisch in gleichen Distanz- und Zeitabständen bewegen. Auch das Justieren von Hand kann praktiziert werden, es ist aber viel Präzision dafür gefragt. Es gibt aber eine Reihe von technischen Hilfsmitteln am Markt, allerdings nur zum entsprechenden Preis. Fazit: Tolles Stilmittel, aufwendig in der Produktion aber sorgt garantiert für Aufmerksamkeit.

 

 

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