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Film Guerilla Technik 

Game of drones

„Wow, das sieht so geil aus!“ Diesen Satz hast du auch gesagt, als du dir zum ersten Mal Werbevideos von Drohnenherstellern angesehen hast. Was die Technik mittlerweile alles kann ist Wahnsinn. Zum Beispiel die Phantom 4 von dji erkennt jetzt Hindernisse und umfliegt sie selbständig, sie folgt dir oder jedem anderen bewegten Objekt deiner Wahl vollautomatisch, und das unterdessen eine halbe Stunde lang ohne Unterbruch. Und jeder kann sie fliegen, sogar per Smartphone! Was kinderleicht aussieht, kann schnell ins Auge gehen. Wir lesen in der Zeitung, dass Drohnen mit Verkehrsflugzeugen, Sängern auf Bühnen oder gar mit Skifahrern während dem Abfahrtslauf kollidieren. Was ist überhaupt erlaubt, wann und wo darf ich fliegen, wann nicht? Wie sieht es mit dem Datenschutz aus? Wir haben dir mal die wichtigsten Punkte aufgelistet, an die du denken solltest bevor du als Hobbypilot durchstartest.

Bewilligung

Beispiel Deutschland: Für private Flüge oder nur dein Hobby ist keine Erlaubnis notwendig. Sobald du aber Geld für deinen Flug und die Aufnahmen erhälst, brauchst du eine sogenannte „Aufstiegserlaubnis“. Die Regeln sind überall unterschiedlich. Jedes Land, Bundesland, ja sogar Städte, haben andere gesetzliche Vorschriften, die es zu beachten gilt. In Bayern zum Beispiel kostet die Erlaubnis nichts, in Berlin bei Erstantrag 200.- Euro und für jeden weiteren Flug 80.- bis 100.- Euro. Und eine Vorlaufzeit von bis zu zwei Wochen ist zwingend einzuplanen. Ihr müsst ein Formular ausfüllen und die Aufstiegserlaubnis bei der Landesluftfahrtbehörde beantragen. In Berlin gilt das für den Zweck, in Bayern geht es nach Fluggerätkategorien. Also ganz schön kompliziert. Googelt einfach nach „Aufstiegserlaubnis“, dann findet ihr die entsprechenden Informationen zu eurem Land. Es gibt Einschränkungen, in der Nähe von Flughäfen. Meist muss ein Abstand von mindestens 1,5 Kilometer eingehalten werden. In der Stadt Berlin darf fast gar nicht geflogen werden und ihr braucht zusätzliche Spezialbewilligungen, denn es gibt grosse Flugverbotszonen, die auf den offiziellen ICAO-Luftfahrtskarten eingezeichnet sind. Viele Hersteller von Drohnen haben aber entsprechende Warnungen in ihre Kartensysteme bereits eingebaut. Fliegen ohne Aufstiegserlaubnis kann Bussen von bis zu 1500.- Euro (mittlerweile gibt es dazu ein Präzedenzurteil) nach sich ziehen. Des Weiteren braucht ihr, sofern es sich um eine Veranstaltung handelt oder privaten Grund, eine Erlaubnis vom Besitzer des Grundes und dem Veranstalter des Events. In Österreich braucht man eine Bewilligung der nationalen „AustroControl“, du musst mit umfangreichem Papierkrieg rechnen. In der Schweiz brauchst du keine Bewilligung, fliegen über Menschenansammlungen ist verboten, eine Haftpflichtversicherung für mindestens 1 Million Schaden ist zwingend. Aber dazu mehr im nächsten Abschnitt.

Versicherung

Um mit einer Drohne fliegen zu dürfen, braucht es ein Haftpflichtversicherung. Achtung! Meist deckt das die private Haftpflicht  jedoch nicht ab. Es ist eine Zusatzversicherung notwendig. Denkt daran, dass euer Gerät wegen technischer Probleme auch ohne einen Fehler eurerseits abstürtzen kann und grosses Potential hat, Menschen zu verletzen oder Schaden anzurichten. Das Fliegen in der Nähe von Bahnstrecken, Flughäfen, Starkstromleitungen, Strassen mit Verkehr usw. birgt ein nicht unerhebliches Potential dazu! Egal wie gut du deine Drohne im Griff hast oder wie erfahren du mit der Steuerung bist, bei Fahrlässigkeit hilft auch keine Versicherung mehr. Verantwortungsvolles Handeln ist hier oberste Maxime – das nimmt dir weder eine App, Software oder die Drohne selbst mit all ihrem Schnick-Schnack ab. Ausserdem ganz wichtig: Es haftet der Halter für die Drohne und nicht der, der mit ihr geflogen ist. Darum lass am besten niemand anders mit deiner Drohne fliegen.

Persönlichkeitsrechte

Du darfst auch in der Luft nicht einfach Fotos oder Filmaufnahmen von anderen Personen machen ohne ihr Einverständnis. Das gilt allerdings nicht für grössere Gruppen an öffentlichen Standorten, sofern du nicht eine Person erkennbar nahe heran zoomst und damit inhaltlich „in den Fokus“ rückst. Privatgrund überfliegen ist ebenfalls nicht erlaubt. Also nix mit Paparazziflug ins Schlafzimmer von Stars und Sternchen. Auch nicht in Nachbars Garten. Es gilt aber eine Panoramafreiheit, du darfst von allen Standorten über öffentlichem Grund aus Aufnahmen in Blickrichtung z.B. eine Gebäudes machen, das auf privatem Grund steht. Mit einer Botschaft würde ich das aber nicht versuchen (auch meistens ne Flugverbotszone erweitert auf den umgebenden öffentlichen Raum).

Sicherheit

Akkus von Drohnen sind und bleiben gefährlich. Sie sollten immer in Sicherheits-Bags geladen und dabei überwacht werden. Es gibt spezielle Lade- und Messgeräte für Akkus. Kauf dir solches Zubehör, denn wenns brennt, ist es zu spät. Speziell die sogenannten LiPo-Akkus können gefährlich sein. Ein Brand ist auch innerhalb eines Sicherheits-Bags nicht unbedingt eine sichere Angelegenheit, kann aber den Schaden eingrenzen.

Teste und übe Fliegen zuerst an einem sicheren Ort. Lerne deine Drohne kennen. Du bist gesetzlich verpflichtet, die Drohne immer in deiner Sichtweite zu haben. Und zwar mit deinen Augen und nicht etwa einem Fernglas oder einer Video-Brille. Höher als 700 Meter über Grund ist auch nicht erlaubt. Suche dir immer einen sicheren Startplatz und einen Notlandeplatz als Alternative. Lass dich nie ablenken, denn es gibt immer jemand der auftaucht und zusehen will oder neugierig ist. Fliege nicht über Personen, diese könnten Angst bekommen oder abgelenkt werden, zum Beispiel im Strassenverkehr. Abstürze passieren öfters als man denkt. Menschenmengen sind absolutes tabu, denn die sind in ihrer Reaktion sowieso nicht kalkulierbar. Wenn mehrere Piloten/Drohnen unterwegs sind, sprecht euch unbedingt ab! Oft kann man die Aufnahmen gegenseitig tauschen. Fernsteuerungen können sich gegenseitig mit Frequenzen überlagern. Tipp: Zieh eine Warnweste an, dann bist du klarer zu erkennen als Verantwortlicher des Fluggerätes. Risiko ist der Todfeind von jedem Drohnenpiloten. Die tollen Aufnahmen aus dem Werbevideo aus der Antarktis oder dem Hochgebirge haben nichts mit dem urbanen Raum zu tun, in dem wir uns zumeist bewegen.

Drohnen bringen unglaublich tolle Bilder, sind Spielzeuge und doch ernstzunehmende Flugverkehrskörper, die ein gewisses Risiko bergen, das teuer, sehr teuer werden kann. Wir empfehlen dir eine Checkliste für deine Drohnenflüge anzulegen. So, wenn du jetzt immer noch Lust hast, dann viel Spass!

 

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