Subway Parasite
Vor einiger Zeit gab es Projekte, in Zugtunneln beleuchtete Plakate an den Wänden anzubringen um darauf, quasi wie bei einem Daumenkino, Einzelbilder eines Filmes zu zeigen, was zusammen mit der Fahrtgeschwindigkeit für den vorbeifahrenden Betrachter einen kurzen Werbeclip ergibt. Auf einer Überlandstrecke in der Schweiz wurde diese Werbeform dann auch tatsächlich getestet. Es wurden Plakate aufgehängt und darüber ein Blitzlicht installiert, das nur dann aufleuchtete, wenn auch tatsächlich ein Zug daran vorbeifuhr. Umgesetzt können solche Werbeformen heute im Terminalshuttle des Flughafens Zürich oder seit diesem Jahr gleich auf mehreren Linien der Metro Madrid bestaunt werden. Heute funktioniert das mit fest installierten Leuchtwänden oder gleich mit Bildschirmen. Leider sind die Parameter Geschwindigkeit Position, passender Ton usw. sehr schwierig aufeinander abzustimmen bzw. verhält sich ein von Hand gesteuertes Verkehrsmittel nicht immer konsistent, darum ist der Einsatz bei automatischen Bahnen wesentlich einfacher. Aber immer mehr Bahnen sind im Innenraum mit Werbescreens ausgerüstet und diese umständliche Aussenwerbung macht bis auf einen „Ah-Effekt“ eher weniger Sinn.
In Berlin hat ein Künstler einen ganz anderen Ansatz gewählt, er hat einfach (nicht authorisiert) einen Projektor an den U-Bahn-Zug angbracht, der während der Fahrt einen Film an die Wand des Tunnels wirft. In neuen Tunneln, wo die Wände glatt sind, könnte diese Methode tatsächlich eine Idee sein, welche funktionieren würde. Der künstlerische Aspekt und der Einfall sind zumindest äusserst kreativ. Die Sache war wohl nicht ungefährlich, gibt es doch mancherorts fast keinen Platz zwischen Zug und Tunnelwand. Auch ist rätselhaft, wie der auffälligen Koffer vom Fahrer der U-Bahn nicht bemerkt worden ist, muss er doch das Schliessen der Türen im Rückspiegel beobachten. Die sich jagenden Fische in der Dunkelheit sind eher poetisch zu verstehen – ob sich darin auch eine Botschaft verbirgt. Wer weiss.
